Miriam backt aus Leidenschaft

Mit 14 Jahren hat Miriam Fuchs das Backen entdeckt und zu ihrem Beruf gemacht. Seit Oktober 2025 kann man sie als Auftragskonditorin buchen.

Mein absoluter Lieblingsduft

Schon am Eingang ihrer Backstube riecht es nach frisch gerösteten Haselnüssen. „Das ist mein absoluter Lieblingsduft“, erklärt die 31jährige Konditorin und holt ein Blech aus dem Ofen.

Seit wenigen Wochen ist sie selbständig und backt im Landcafé Gilsa mit großer Leidenschaft Kuchen und Torten. „Gerade habe ich wieder frische Cookies gemacht. Die sind derzeit der Schlager bei den Kunden.“

Sie zeigt auf die veganen Mandel-Himbeer-Cookies, die auf einem Blech abkühlen: „Wenn ich Cookies backe, achte ich darauf, dass sie nicht kreisrund wie im Supermarkt sind.“

Das Rezeptbuch der Oma

Miriam Fuchs wurde in Mardorf geboren: „Meine Eltern leben in der Alten Grube, dort bin ich groß geworden. Meine Oma hat sehr gerne gebacken, da habe ich sehr viel mitbekommen. Ihr Rezeptbuch nutze ich heute noch.“

Sie reicht einen weichen Walnuss-Schokoladen-Cookie mit heimischen Nüssen. „Nach dem Abi bin ich für ein Jahr nach Südafrika, auch dort ist mir das Backen wieder begegnet. Meine Gastmutter hatte ein Catering Unternehmen und sie hat den finalen Anstoß gegeben, eine Ausbildung zur Konditorin zu machen.“

Mit 20 Jahre zieht Miriam nach Appenweier bei Offenburg. In der Confiserie Gmeiner macht sie ihre Ausbildung zur Konditorin: „Ich habe ein Jahr in der Chocolaterie gearbeitet, dann in der Patisserie und kleine Dessert gemacht.“

Gmeiner hat in der Branche einen sehr guten Ruf und zählt zu den führenden Confiserien in Europa. „In der Weihnachtszeit arbeiten dort alle auf Hochtouren, um Stollen und Weihnachtsgebäck herzustellen. Doch das Besondere: Die Produkte werden sehr handwerklich hergestellt.“

Kein Convenience

Wer Miriam Fuchs bei ihrer Arbeit über die Schulter schaut, merkt schnell, sie liebt das Handwerkliche. „Ich wollte in einem Betrieb lernen, wo von der Grundstruktur wie bei Oma zu Hause gebacken wird.“

Sie startet ihre rote Rührmaschine: „Viele arbeiten heute mit industriell vorgefertigten Hilfsprodukten. Das ist bequem und heißt deshalb auch Convenience. Aber ich arbeite gerne mit Rohstoffen, die ich mir selbst aussuche.“

Wir diskutieren über Schokolade: Wie kann man diesen Rohstoff guten Gewissens konsumieren und welche Unternehmen sind fair? Miriam erklärt, dass die Rohstoffe auf dem Weltmarkt derzeit sehr teuer sind. „Ich zahle hier mehr und hoffe, dass sich die Lebensbedingen bei den Bauern verbessern.“

Konditorin mit Studienabschluss

Sie probiert den Teig und erzählt mir von ihrem Studium an der Fachhochschule Fulda. „Dort habe ich Wirtschaftsinnovations-Management für Lebensmittel studiert und meinen Bachelor Abschluss gemacht.“

Miriam hält kurz inne, dann sagt sie mit einem Augenzwinkern: „Ich wollte einen Plan B haben, falls es mit dem Handwerk nicht klappt. Das Studium hat mir geholfen eine andere Sichtweise auf die Herstellung von Lebensmitteln zu gewinnen.“

Auf ihrer Instagram-Seite schreibt sie selbst „Gründerin zwischen Jobverlust und Zuckerguss.“ Ich frage sie konkret nach der wirtschaftlichen Seite.

Die junge Konditorin grinst: „Die Klassiker verkaufen sich am Besten, wie zum Beispiel der Käsekuchen.“ Doch kann man damit Geld auch verdienen? „Das ist bei vielen handwerklichen Produkten das große Thema und der Grund, warum viele Betriebe auf Convenience umstellen.“

Die Wertschätzung der Kunden

Wir diskutieren darüber, dass es für einen Profi unwirtschaftlich ist, nur einen Kuchen zu backen. „Mise en place“ heißt die Lösung in der Backstube wie auch in der Küche. Dabei geht es um eine gute Planung und die Frage: „Wie kann ich gleich mehrere Kuchen in einem Zug backen?“

Miriam Fuchs backt auf Bestellung, aber auch für Cafés und für Wiederverkäufer. Ihre Cookies gibt es in Kassel im Mitgliederladen Schmackes, in Schwalmstadt in der der
Kellerwälder Kaffeerösterei und in Gilsa. Die Kuchen im Biohof Groß Homberg.

Sie blättert durch ihr Rezeptbuch: „Ich freue mich über jeden, der zuhause backt und sich traut, Rezepte auszuprobieren. Viele meiner Kuchen sind vergan, das wertschätzen auch die Kunden.“

Während die Nüsse im Ofen geröstet werden, frage ich sie nach ihrem Privatleben: „Das ist momentan sehr minimiert. Aktuell bin ich mit der Backstube verpartnert.
Die Gründung braucht viel Energie.“

Die Geschichten hinter der Torte

Miriam ist stolz auf den Support ihrer Familien: „Wenn ich einen schlechten Tag habe, fangen sie mich auf. Ohne sie wäre diese Gründung für mich undenkbar.“

Zum Schluss unseres Gesprächs erzählt sie mir von der Suche nach regionalen Lieferanten. „Ich verbacke das Mehl von Franziska Dörr aus Gilsa. Ich kaufe rohe Nüsse in Bioqualität und habe volle Kontrolle über den Geschmack, wenn ich sie selbst röste.
Das sind die Geschichten, die hinter meinen Produkten stecken.“

Sie zeigt mir Fotos auf dem Instagram-Account: „Jede Torte ist ein Unikat, die mit den Kunden ganz persönlich entwickelt wird. Mit den Jahren finde ich immer mehr meinen eigenen Stil und freue mich, wenn es passt.“

Miriam Fuchs sieht hinaus auf den Hof, dann sagte sie zum Schluss einen Satz, der mich zum Nachdenken bringt: „Für mich ist Sinn dahinter, nicht nur Kuchen zu verkaufen, sondern auch eine verloren gehende Handwerkskunst weiter zu pflegen.“

Weitere Informationen: https://fuchsundfinesse.de/baustelle/

Instagram: https://www.instagram.com/fuchs.und.finesse_patisserie/

Text: Rainer Wälde