Kordula Klose ist Bildhauerin und arbeitet mit dem Material Stahl. Seit 2004 betreibt sie im ehemaligen Bahnhof in Fürstenwald ein Kulturcafé.
Ich liebe Herausforderungen
„Der alte Bahnhof ist ein wunderbarer Ort“ erzählt Kordula Klose und blickt hinaus auf die Regionalbahn, die alle halbe Stunde hier die Menschen ausspuckt und einlädt: Einheimische und Wanderer. Am Wochenende auch Stammgäste, die den Ort und die Athmosphäre mögen, den selbstgebackenen Kuchen schätzen und die Kunst sehen wollen, die an den Bahnhofswänden hängt.
Doch alles der Reihe nach. Zuerst will ich wissen, wie eine junge Frau auf die Idee kommt, ausgerechnet Metallbildhauerei zu studieren? Kordula Klose hält für einen kurzen Moment inne: „Ursprünglich wollte ich Keramikerin werden. Dann habe ich schnell gemerkt, dass ist es nicht mein Ding.“
Doch vom Töpfern zum Stahl? „Ich wollte Bildhauerin werden und habe mich umgeschaut, welches Material interessant wäre“, erklärt die mittlerweile 68jährige Künstlerin. „An der Kasseler Akademie gab es einen Professor für Bildhauerei, der mit Metall arbeitete , damals wie heute ein sehr modernes Material. Diese Herausforderung war das , was ich suchte“
Sie erzählt mir von den russischen Konstruktivisten, die sie faszinieren und von der technisch anspruchsvollen Arbeit mit Stahl. Ich frage Kordula Klose, ob es in ihrer langen Vita ein Werk gibt, auf das sie stolz ist? Stolz finde ich ein hartes Gefühl, ich bin eher dankbar , wenn etwas gelingt und freue mich daran.
Die Gestaltung der Friedhofskapelle in Kassel Waldau
Sehr prägend für ihre Kunst ist ein Bildhauersymposium in Rumänien: „Diese Zeit hat sehr viel bei mir bewirkt. Ich freue mich, wenn ich mich künstlerisch ständig weiterentwickeln kann.“
Der Auftrag für die neue Friedhofskapelle in Kassel Waldau beglückt sich bis heute. „Über die Jahre kamen neue Aufträge hinzu, an denen konnte ich anknüpfen und das Projekt weiterdenken“. Mittlerweile hat sie die gesamte Innenausstattung gestaltet. Den Ambo, wie das Rednerpult genannt wird, aber auch die Rückwand und die Kerzenleuchter. „Zusammen mit der Glasfenstergestaltung ist alles aus einem Guss.“
Kordula Klose serviert einem Wanderer-Paar, das auf dem Hohen Dörnberg war, Kaffee und Kuchen. Dann sprechen wir über den Bahnhof, in dem sie seit 44 Jahren lebt. „1980 hat die Bahn viele alte Gebäude abgestoßen. Die gab es günstig, sie waren aber oft baufällig und mussten zunächst bewohnbar gemacht werden.
Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie über Jahre das Gebäude saniert, dann kamen drei Kinder und die Scheidung. Mittlerweile lebt sie allein in dem großen Haus. „Vor 20 Jahren hatte ich finanzielle Probleme. Das Haus war eigentlich zu groß, meine Werkstatt war aber Grundlage für Workshops und die eigene Arbeit. Ich habe deshalb entschieden: Ab jetzt arbeitet das Haus für mich. Mit dem Café habe ich mir selbst einen Arbeitsplatz und ein Standbein eingerichtet.“
Der Bahnhof als offenes Haus
Ihre Idee von einem Kulturcafé im Bahnhof Fürstenwald ist schnell geboren: Sie hat eine Vielzahl von leeren Wänden, während viele Künstler nach passenden Orten suchen, um eine Ausstellung zu machen. Oder einen Raum für Konzerte benötigen.
„Ein Bahnhof ist per se ein offenes Haus“, erzählt die Caféhaus-Besitzerin: Für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kulturbereich habe ich seit Beginn des Cafébetriebs die Möglichkeit geboten, hier ihre Arbeiten zu zeigen. Es gab auch viele großartige Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen. Ich habe früher schon im Kulturbereich gearbeitet und konnte so auf meine Kontakte zurückgreifen und meine zuvor gemachten Erfahrungen nutzen.
In den letzten 20 Jahren hat sie zahlreiche Kultur-Veranstaltungen organisiert. „Manchmal sind einzelne Projekte durch den Landkreis gefördert worden, aber zu über 90 Prozent habe ich und die Akteure von Ausstellungen, Lesungen, Konzerten die Finanzierung selbst gestemmt ,meist auch unentgeltlich gearbeitet.“
Auf der Suche nach kreativen Nachfolgern
Seit einigen Jahren überlegt sich Kordula Klose, wie ihr Lebenswerk weitergehen kann: „Ich bin mit vielen jüngeren Leuten in Kontakt und hoffe, dass ich die Passenden finde, die Lust haben, das Kulturcafé oder den Ort neu mit eigenen Ideen weiterzuführen.“ Dann erzählt sie von zwei Projekten, die sie im letzten Jahr mit einer jüngeren Fotografin gemacht hat.
Zum Schluss unseres Gesprächs überrascht sie mich mit einem Satz, den ich nicht erwartet habe: „Dieses Café ist ein gesegneter Ort.“ Neugierig frage ich nach, was sie damit meint. „Die Menschen fühlen sich hier wohl, tanken auf und genießen die kreative Atmosphäre.“
Sie senkt ihren Blick: „Ich bekomme viele kleine Geschenke, mit denen sich Besucher und Gäste bedanken. Da ist viel Echtes und freut mich besonders. Obwohl ich hier allein lebe und ein echter Einzelgänger bin, ich habe ein großes Netzwerk von Menschen. Das empfinde ich als Wunder. Ich bin nicht allein!“
Sie steht auf, um für neue Gäste Kaffee zu kochen. Als sie an den Tisch zurückkommt, meint sie: „Ich wünsche mir, dass dieser besondere Ort von freundlichen Menschen neu genutzt wird und werde das mit Sorgfalt angehen.“
Fotos: Arno Backhaus
Text: Rainer Wälde
Weitere Informationen:
https://kordulaklose.jimdofree.com/skulptur-design/
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