Bereits an der Rezeption ist die Kreissäge zu hören. Jürgen Pfaar empfängt die Kunden mit einem Augenzwinkern: „Jetzt wird es kurz mal laut. Aber in unserem Besprechungsraum ist es ruhig.“

Die Solidarität der Kollegen
Er begleitet die Besucher durch die frisch renovierten Produktionshallen der Tischlerei in Edermünde-Besse. Diese mussten 2023 nach einem Brand in der Lackiererei in wenigen Monaten wieder errichtet werden. „Die Solidarität meiner Kollegen im Handwerk war überwältigend.“
Überall sind neue Maschinen aufgestellt. „Das ganze Team und selbst entfernte Kollegen haben uns großartig unterstützt, damit wir unsere Versprechen bei den Kunden einhalten konnten“, erzählt Jürgen Pfaar. „Mit vereinten Kräften wurden nicht nur die Aufträge in einer angemieteten Tischlerei fertig gestellt, sondern auch die Produktionshallen neu errichtet.“
Mit dem Geruch von frischen Hobelspänen ist er groß geworden. Bereits sein Urgroßvater, Großvater und später auch sein Vater und Bruder haben als Tischler gearbeitet. „Mir war damals schon klar, Tischlerei, das ist meins!“ Nach seiner Lehre bei einem befreundeten Unternehmen in Körle, steigt der frisch „gebackene“ Tischlermeister und Holztechniker 1990 in den Familienbetrieb ein.
Kennen Sie mich noch?
In dieser Zeit bietet die Tischlerei Pfaar noch das klassische Portfolio an: Fenster, Türen, Haustüren und Einbaumöbel. Die Neunziger Jahre sorgen für eine Spezialisierung in der Branche. „Ich musste mich entscheiden, was will ich in Zukunft machen? Will ich mich ganz auf Fenster oder auf Möbel fokussieren?“
Jürgen Pfaar schaut von seinem Schreibtisch hinaus auf die umliegenden Häuser von Besse. Dann erzählt er grinsend: „Fenster waren nie so mein Ding, außer der Breite und der Höhe gibt es noch die Farbvariationen zu gestalten, das war mir zu wenig.“
Zu seinen ersten Aufträgen im Innenausbau zählte die Ausstattung einer Arztpraxis in Söhrewald-Wellerode. „Vor 25 Jahren war das einer meiner Startprojekte. Jetzt wurde ich vom damaligen Inhaber und seiner Nachfolgerin wieder eingeladen. Kennen Sie mich noch – hat er mich gefragt. Es ist alles noch wie am ersten Tag und nichts kaputt gegangen, den Möbeln sieht man die 25 Jahre nicht an.“

Ich liebe die Gestaltung von Innenräumen
Jürgen Pfaar geht an die Kaffeemaschine und bereitet einen Espresso zu. „Auch wenn die Praxis noch völlig in Ordnung war: Für die Tochter haben wir dann eine neue Praxis ausstatten dürfen.“
Er zeigt mir einige Fotos von aktuellen Projekten, die er mit seinem Team realisiert hat. Das Schlosshotel in Kassel, etliche Banken. Zuletzt die Niederlassung der Volksbank Kassel-Göttingen in Hofgeismar. „Ich liebe es Wohlfühlräume mit hochwertigen Möbeln zu gestalten. Gerade die Innenraumgestaltung eröffnet neue Möglichkeiten.“
Zu den Highlights der letzten Jahre zählt die Eingangshalle der Grimmwelt in Kassel. Hier wurden die Wand und Decke mit Eiche gestaltet. „Natürlich brandschutzbehandelt, das ist in öffentlichen Gebäuden mit Publikumsverkehr besonders wichtig.“

Holz vermittelt ein Gefühl von Wärme und Heimat
Zu den Referenzprojekten zählt auch das neu errichtete Hotel Kloster Haydau. Hier hat Jürgen Pfaar mit seinem Team das gesamte Erdgeschoss mit Rezeption, Bar, Restaurant und Büfett eingerichtet. „Das warme Holz besticht auf den ersten Blick und signalisiert den Gästen ein Gefühl von Heimat.“
Der erfahrene Tischler geht zurück an seinen Massivholz-Schreibtisch: „Das ist der besondere Reiz der Innengestaltung. Ich liebe es, die Kunden ganzheitlich zu beraten. Damit die Inneneinrichtung funktional und nachhaltig gestaltet werden, sollte alles aus einem Guss sein.“
Jürgen Pfaar hält kurz inne, dann erklärt er: „Manchmal muss man auch Wände versetzen, um neue Raum-Perspektiven zu eröffnen.“ Für ihn ist die Langlebigkeit und hohe Qualität ein wichtiges Kriterium für neue Inneneinrichtungen.
Glücklich berichtet er von der historischen Rosen Apotheke in Melsungen, aus der einst das Weltunternehmen B. Braun entstanden ist. „Jede Ära hat ihre eigenen Anforderungen. Diese Apotheke haben wir einmal für den Vater und später auch für den Sohn ausgestattet.“

Die Liebe zu Nordhessen
Die Liebe zu Nordhessen hat er bereits mit 19 Jahren entdeckt: „Mit meinem Motorrad habe ich die wunderschöne Landschaft zwischen Knüll und Edersee erkundet. Hier gibt so viele kleine und enge Straßen. Hinter jeder Kurve einen neuen Ausblick.“
Nach Gründung seiner Familie und der Geburt der Zwillinge hat Jürgen Pfaar mit den Motorradtouren aufgehört, stattdessen erkundet er die Region mit dem E-Bike. Seit einigen Jahren ist er auch Mitglied im Golfclub Kassel-Wilhelmshöhe: „Ich liebe die Bewegung an der frischen Luft, Golf spielt man nur gegen sich selbst. Man muss sich immer ganz auf Schläger und Ball konzentrieren, herrlich entspannend und weit weg von der Arbeit.“
Neben Arztpraxen, Steuerkanzleien und Hotels richtet sein Team auch Schulen und Kindergärten ein. „Das freut mich besonders, weil etliche Schulen und Klassenzimmer in einem erschreckenden Zustand waren.“
In den letzten Jahren hat er die Theodor-Heuss-Schule in Baunatal, aber auch die Gesamtschulen in Hofgeismar und Melsungen mit eingerichtet. „Von der Teeküche bis zur neu gestalteten Aula haben wir sehr schöne Räume gestaltet. Nach der Renovierung können sich Schüler und Lehrer wieder wohlfühlen in ihrer Schule.

Mit Sinn und Verstand einrichten
Jürgen Pfaar ist ein nordhessischer Pragmatiker, der Klartext liebt: „Mir ist es wichtig, neue Räume mit Sinn und Verstand einzurichten. Bei Lösungen, die mich nicht überzeugen, sage ich dies dem Kunden auch.“
Gerade bei großen Projekten sind die Koordination und Logistik ein Riesenpuzzle. „Damit sich der Kunde ein klares Bild machen kann, wie die Räume später aussehen, machen wir etliche Zeichnungen mit allen Details. Dann kommt die Abstimmung aller Gewerke. Das bedeutet sehr viel Orga und Fingerspitzengefühl.
Gemeinsam mit den 18 Mitarbeitern freut er sich über die Unterstützung von Handwerkspartnern aller Gewerke, die ihn im Endspurt vor einer Projekt-Eröffnung unterstützen. So wie im Gästehaus der Gutshof Akademie in Frielendorf. Trotz einiger Verzögerungen im Bauablauf wurde das Team von Jürgen Pfaar mit der Einrichtung aller Zimmer rechtzeitig fertig.
„Auch nach 34 Jahren im Tischler-Handwerk bin ich jedes Mal glücklich, wenn ein weiteres Projekt gelungen ist. Ich genieße es sehr, wenn wir eine Einweihung mit zufriedenen Kunden feiern können.“
Fotos: Tischlerei Pfaar
Text: Rainer Wälde
Weitere Informationen
www.tischlerei-pfaar.de