In Friedsrichsaue stehen nur 14 Häuser – eines davon ist die Heimat von Christopher Bayer und seinen Hessenpralinen.
Handgemachte Köstlichkeiten aus Friedrichsaue
Unter der Woche duftet es im Zierenberger Ortsteil nach warmer Schokolade, manchmal auch nach gebrannte Mandeln und Himbeergeist. Seit 2011 produziert Christopher Bayer mit seinem Team die Hessenpralinen.
„Es fing als Weihnachtsgeschenk an“, berichtet der 37jährige Konditormeister. „Während der Ausbildung habe ich für meine Eltern die ersten Pralinen gemacht. Meine Patentante hat einen Hof und produziert Apfelbrand. Damit habe ich die erste Hessenpraline gemacht.“
Die selbstgemachten Süßigkeiten kommen auch bei Freunden gut an. Christopher entscheidet sich, seine Meisterprüfung 2011 ganz der Pralinenidee zu widmen und entwickelt sein künftiges Firmenkonzept.
Die Erfolgsgeschichte der Hessenpraline
„Nordhessen hat sehr viel zu bieten – auch interessante Zutaten, mit denen man sehr viel machen kann“, erklärt er und zeigt auf sein Sortiment. „Mir war schnell klar, dass Hessenpraline der Firmenname sein wird. Die Pralinen benenne ich seitdem nach den Ortschaften, aus denen die wichtigsten Zutaten stammen. Schauenburg heißt die Kreationen mit Schattenmorellen, die ich von dort beziehe. Für die Salzkaramell verwende ich Solesalz aus Bad Karlshafen.“
Ich will wissen, was seine größte Schwierigkeit am Anfang war? Christopher Bayer hält kurz inne: „Bei Kunden Fuß zu fassen, das war eine echte Herausforderung. Vor allem im Business-to-Business-Bereich.”
Mittlerweile beliefert er eine ganze Reihe von Firmenkunden, für die er individuelle Pralinen-Mischungen kreiert. „Ich habe mir eine Heißprägepresse gekauft, als eine Druckerei ihr Inventar aufgelöst hat. Jetzt kann ich auch in Kleinstauflagen 100 Prozent individuelle Verpackung liefern.“
Wenn gleich 800 Pralinenboxen bestellt werden
Grinsend erzählt er mir von den ersten Telefonaten mit Lieferanten: „Um wie viele Tonen geht es denn? Ich mussten denen erst mal erklären, dass wir eine kleine Manufaktur mit drei Mitarbeitern sind, die alles in Handarbeit macht. Wir brauchen Kilos, um diesen kleinen und feinen Bereich abzudecken.“
Christopher Bayer zeigt eine Pralinenbox: „Der Kunde in Kassel hat die gleich 800 Exemplare bestellt. Das ist für unser kleine Mannschaft eine echte Herausforderung, aber wir schaffen das. Natürlich machen wir auch kleine Serien mit 20 Pralinenboxen.“
Doch die kleine Manufaktur hat auch schon eine tiefe Krise hinter sich: „Während Corona haben wir ein Café übernommen. Der Start lief richtig gut, das Team ist schnell von drei Mitarbeitern auf 12 Mitarbeiter gewachsen und gleichzeitig auch die Lohnkosten.“
Christopher Bayer blickt auf den Boden: „Dann kamen höhere Inzidenzen und große Einschränkungen. Das Café legte kurz nach dem Start eine Bruchlandung hin.“ Nach einer kurzen Pause fängt er an zu grinsen: „Ehrlich, von Gastronomie bin ich seitdem geheilt, da braucht mir keiner mehr kommen!“
Eigene Rezepte entwickeln
Mit federndem Schritt geht er durch seine Konditorei. Ich will wissen, was ihm am meisten Spaß macht? „Neue Pralinen ausprobieren und permanent besser zu werden.
Ich liebe es neue Wege zu gehen. Im Sommer produzieren wir weniger Pralinen, mehr Eis und Kuchen. Dafür eigene Rezepte entwickeln – das macht mich glücklich.“
Stolz präsentiert er sein selbstgemachtes Nuss-Nugat-Eis: „Der Eschenhof liefert Milch in großen Kannen, das ist Bio-Demeter-Milch. Als Konditorei stellen wir selbst Haselnusskrokant her. Den lieben auch unsere Kunden. Auch unsere Schokoraspeln machen wir selbst.“
Seine frisches Sommereis nennt sich Joghurt-Gin-Basilikum. Der Gin kommt vom Hofladen Schmidt in Dörnberg. Ab Oktober produziert er mit seinem Team 18 verschiedene Pralinensorten. Vom Äpplertrüffel mit Apfelbrand bis hin zu Spekulatius-Pralinen für die Adventszeit.
Himbeertrüffel ist der Renner
Ich bin neugierig, was sein Ganzjahres-Favorit ist? „Unser Renner ist der Himbeertrüffel:
Dafür verwenden wir Himbeergeist vom Reinholzhof in Burgholzhausen.“ Dann hält er kurz inne: „Ich weiß nicht, ob man es hört, ich komme aus Butzbach in Mittelhessen. Meine Frau kommt aus Zierenberg. Die Liebe hat mich nach Nordhessen gebracht.“
Sein größtes Plus sind die regionale Kooperationen: „Wir verkaufen unsere Produkte in Hofläden. Das sind häufig auch unsere Lieferanten. Sie bringen uns frische Erdbeeren und bieten im Gegenzug ihren Kunden unsere Pralinen an.“
Für die Privatkunden hat er einen Online-Shop eingerichtet. Im Advent steht er mit seinem Team auf den verschiedenen Weihnachtsmärkten mit eigenen Ständen. „Da kann man probieren und mit den Kunden auch mal ein Schwätzchen halten.“
Zum Feierabend bitte was Herzhaftes
Zum Schluss unseres Gesprächs will ich von Christopher Bayer wissen, worauf er besonders stolz ist? „Ehrlich gesagt auf unsere Auszubildende, sie arbeitet jetzt als Gesellin. Die Prüfung hat sie als Innungsbeste abgeschlossen, das hat mich sehr stolz gemacht.“
Er zieht die braune Pralinenschürze aus und hängt sie an den Haken. „So jetzt brauche ich erst Mal was Deftiges. Nach einem Tag mit süßen Pralinen ist mir jetzt nach einem
herzhaften Essen und ein Stück Ahle Worscht – da geht nichts drüber.“
Text: Rainer Wälde
Fotos & Weitere Informationen:
Christopher Bayer
Friedrichsaue 13
34289 Zierenberg
Hessenpraline.de