Die charmante Fachwerkstadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg lädt ein zu einem Herbstausflug.

Ein Rathaus wie aus dem Bilderbuch
Schon bei der Ankunft fängt mich Frankenberg mit seinem unverkennbaren Wahrzeichen ein: dem Historischen Rathaus am Obermarkt. Was für ein Prachtbau! Fünfhundert Jahre alt ist dieses Juwel, das mit seinen zehn spitzen Türmchen den Himmel zu kitzeln scheint. Die zehn Türme stehen übrigens für die zehn Zünfte, die einst das Leben in der Stadt prägten – wie schön, wenn man diese Geschichten beim bloßen Anblick eines Gebäudes spüren kann.
Und dann erst die Huckepackfiguren! Wer genau hinschaut, entdeckt am Giebel die steinernen Knaggen des berühmten Philipp Soldan: der Heilige Christophorus, ein alter Mann auf den Schultern eines jungen und ein Narr, der auf einem jungen Mann reitet. Sie erzählen von Stärke, Lebensweisheit und der menschlichen Narrheit – mitten in Nordhessen. Ein Moment zum Innehalten, um die feinen Details dieses Bauwerks auf sich wirken zu lassen, während die Herbstsonne das farbenprächtige Fachwerk noch leuchtender erscheinen lässt.

Gotische Pracht und stille Einkehr
Nur einen Katzensprung entfernt, und ich tauche in die ruhige, erhabene Atmosphäre der Liebfrauenkirche ein. Sie wurde nach dem Vorbild der Marburger Elisabethkirche errichtet und strahlt eine faszinierende gotische Schlichtheit aus. Die farbigen Glasmalereien im Chor, die noch aus dem 14. Jahrhundert stammen, fangen das sanfte Herbstlicht ein und werfen bunte Flecken auf den Steinboden. Das ist ein Moment, in dem die Hektik des Alltags draußen bleiben muss.
Direkt nebenan befindet sich das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg, in dessen historischen Mauern heute das Kreisheimatmuseum beheimatet ist. Ein Ort, der die Geschichte Frankenbergs und des Ederberglandes bewahrt. Es ist dieses wunderbare Zusammenspiel aus geistlicher Stille, beeindruckender Architektur und den Geschichten der Handwerkskunst, das den Besuch in Frankenberg so wertvoll macht.
Herbstliche Auszeit: Natur und kleine Manufakturen
Nach so viel Historie brauche ich immer ein bisschen frische Luft. Und Frankenberg hat das Glück, mitten im Grünen zu liegen. Für eine leichte Wanderung oder einen Spaziergang im goldenen Laub ist der Wildpark Frankenberg ideal. Der Eintritt ist sogar frei, und man kann Rotwild, Muffelwild und Bergziegen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Ein wunderbares Erlebnis, besonders wenn die Sonne durch die letzten bunten Blätter fällt.
Aber Frankenberg ist auch ein Ort für echte nordhessische Macher und Manufakturen. Nur ein kleines Stück außerhalb findet man das Thonet Museum. Die weltbekannte Möbelfirma produziert hier seit Generationen Designklassiker. Vom berühmten Wiener Kaffeehausstuhl bis zu modernen Stahlrohrmöbeln – hier spürt man den Unternehmergeist Nordhessens, der Tradition und Moderne auf so elegante Weise verbindet. Ein Blick in die Geschichte des Designs, der inspiriert und zeigt, wie viel Kreativität in unserer Region steckt.

Mein Fazit: Frankenberg – Mehr als nur Fachwerk
Frankenberg an der Eder ist im Herbst ein wahres Kleinod. Es ist die Kombination aus beeindruckendem Fachwerk, tief verwurzelter Geschichte und der umgebenden Natur, die diesen Ausflug so besonders macht. Es ist ein Ort, an dem man sich sofort zu Hause fühlt, in dem die Menschen ihre Heimat lieben und das spürbar machen.
Ob ihr durch die malerischen Gassen schlendert, die Möbel im Thonet Museum bewundert oder einfach nur bei einer Tasse Kaffee auf dem Obermarkt das bunte Treiben beobachtet – Frankenberg hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Es beweist einmal mehr, dass man für große Erlebnisse keine weiten Reisen braucht. Das Glück liegt oft direkt vor unserer Haustür, hier in unserem geliebten Nordhessen!
Wart ihr schon einmal in Frankenberg/Eder? Verratet mir in den Kommentaren, was euer persönlicher Lieblingsort dort ist!
Fotos: Rainer Wälde